Bereits vor rund 600 Jahren gab es in der Nähe des Klosters ein Gasthaus, das heute noch besteht, der "Untere Krug", an der früheren Hamburger Straße gelegen.Und von der einst westlich von Ebstorf ab Haarburg nach Süden führenden Heerstraße wird gewiß mancher Fuhrmann den Unteren Krug als Ausspann genutzt haben.
Der älteste Nachweis über das Gasthaus stammt aus dem Jahre 1412. Heyne Schröder hatte 12 Schilling Zins gezahlt. Weitere Generationen der Familie Schröder sind aufgeführt, bis 1559 Moritz Schmedt genannt wird. Er betrieb außer dem Gasthof auch noch Landwirtschaft und hatte 18 Himpten Roggen und 3 Himpten Hafer als Zehnt abzuliefern. Dem Gast- und Landwirt gehörten auch 3 Pferde, 6 Rinder und 1 Schwein.
1598 starb Gastwirt Schmedt an der Pest. 4 Jahre nach seinem Tod übernahm Simon Niemann, der Ebstorfer Vogt, den Unteren Krug. Er hatte dafür 144 Schilling Weinkaufsgeld zu zahlen. Niemann, der auch die zum Krug gehörende Landwirtschaft betrieb, hatte 2 Pferde, 9 Rinder und 8 Schweine, so bei einer Zählung im Jahre 1606. Ilse Niemann, ob Witwe oder Tochter des vorherigen Wirts ist nicht bekannt, heiratete 1628 Christoph Nesemann, der sodann den Unteren Krug führte. Leider war dieser vom Pech verfolgt, denn 1636 brannte das Gasthaus ab. Nesemann baute den Krug wieder auf, doch nach weiteren 3 Jahren wurde der Neubau ebenfalls ein Opfer des "Roten Hahnes". Entmutigt gab Christoph Nesemann auf und verdingte sich als Arbeiter in einer Ziegelei.
Der Ebstorfer Amtsschreiber Joachim Martens, später Amtmann des Fleckens, erwarb bald nach dem Brand das Grundstück und ließ das dritte Haus des Unteren Krugs bauen. Die Gastwirtschaft verblieb über längere Zeit in der Familie Hellmann. Aller schlechten Dinge sind drei müßte ein altes Sprichwort abgewandelt werden, denn 1768 wurde das Gasthaus zum dritten Male durch Feuer vernichtet, aber auch bald wieder aufgebaut. Im Jahre 1909 pachtete die Familie Bokelmann den Unteren Krug und betrieb ihn unter dem Namen "Bokelmanns Gasthof". Während der bis 1918 laufenden Pachtzeit der Familie Bokelmann, erwarb im Jahre 1909, Schlachtermeister August Marquardt sen. das Hotel.
Der Hauseigentümer Marquardt hatte zwei Söhne, Hermann und August. 1918 bot der damals 67-jährige Schlachtermeister seinen Söhnen an, die Schlachterei und auch das Hotel zu übernehmen. Die Söhne waren unschlüssig, also mußte das Los entscheiden. So kam es, dass Sohn August die Schlachterei übernahm und Hermann Marquardt Hotelier wurde.
Einige Umbauten waren nötig, unter anderem auch im Eingangsbereich. Bei dieser Gelegenheit erhielt der Balken über dem Zugang von der Straßenseite die Jahreszahl 1919, die also nicht auf das Baujahr des Hauses hinweist, denn das liegt gut 150 Jahre früher.
Aus einem Befundbericht der Landdrostei Lüneburg vom 01. Juni 1913, geht hervor, das der im Obergeschoss liegende Saal 320 Personen fasste und eine Tribüne hatte. Die zu ihm führenden Treppen waren 1,50 m beziehungsweise 1,25 m breit und genügten den gestrengen Prüfern. Die Ausgangstür hatte statt der erforderlichen Breite von 2,60 m nur 2,20 m. Es sollte daher hinter dem Büfett eine weitere 0,90 m breiteÖffnung geschaffen werden. Zudem waren die Türverschlüsse zu ändern. Gut zehn Jahre später wurde der Saal weiterhin hauptsächlich für Tanzvergnügen genutzt. Dann wollte Hermann Marquardt den Ebstorfern in diesem Saal den Besuch eines Kinematographentheaters anbieten, die Idee "Ebstorfer Lichtspiele" war geboren. Dafür reichte der vorhandene Saal nicht mehr aus, das Gebäude erhielt zur Westseite einen Anbau mit einem besonderen Eingang für die Kinobesucher.
Noch 1954 gab es in dem Saal einen Film über das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft zu sehen. Bald danach wurden dann die Filmvorführungen eingestellt.
Getanzt wurde oft im Saal des Unteren Kruges, so fand bis 1996 über 3 Jahrzehnte lang der Gildeball der Ebstorfer Schützen hier statt. Aber auch die Landjugend schätzt das dortige Parkett. Es ist sogar schon vorgekommen, dass Tanzlustige, die wegen Überfüllung des Saales nicht mehr hineingelassen wurden, sich eine Leiter besorgten und über diese durch ein Fenster nach oben gelangten (das legendäre Baudenfest). Der Untere Krug kann auf ein rund 600-jähriges Bestehen zurückblicken.
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